Es ist die schlimmste Massenschießerei in Schwedens Geschichte: An einer Schule im schwedischen Örebro sterben elf Menschen, darunter auch der Täter. Vieles ist noch unklar.

Es ist eine der schwersten Gewalttaten, die Schweden je erlebt hat: Bei einem Schusswaffenangriff in einer Schule in der schwedischen Stadt Örebro sind nach Polizeiangaben mindestens elf Menschen getötet worden. Das teilte Roberto Eid Forest, Leiter des Polizeibezirks Örebro, am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz mit. Unter den Toten befinde sich auch der mutmaßliche Schütze. 

Die genaue Zahl der Verletzten ist noch unklar. Die Polizei hatte zunächst von fünf Verletzten gesprochen.

Der mutmaßliche Täter sei der Polizei bislang nicht bekannt gewesen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 35-jährigen Mann. Die Polizei geht davon aus, dass er alleine gehandelt hat, schließt aber nicht aus, dass es weitere Täter gibt, die mit dem Vorfall in Verbindung stehen könnten. Eine Gefahr bestehe nicht mehr. Örebro liegt rund 200 Kilometer westlich von Stockholm.

Die Polizei geht nach derzeitigem Stand nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Forest sagte mit Blick auf das Problem der Bandengewalt in Schweden, der mutmaßliche Täter habe keine Verbindung zu einer Gang gehabt. Vieles sei jedoch noch ungeklärt.

Mehrere Medien berichteten, der mutmaßliche Schütze habe sich selbst erschossen, darunter der Fernsehsender TV4 und die Zeitung „Expressen“. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht.

Sechs Menschen wurden verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, teilte die Regionalverwaltung Örebro am frühen Abend auf ihrer Homepage mit. Fünf von ihnen hätten Schussverletzungen. „Vier der Schussopfer wurden operiert, bei der fünften Person handelt es sich um eine leicht verletzte Person. Bei der sechsten Person wird ebenfalls von leichten Verletzungen ausgegangen.“ 

Die ersten Notrufe waren gegen 12.30 Uhr bei der Polizei eingegangen. Die Polizei gab an, keine Warnung erhalten zu haben, dass die Schießerei in der Schule stattfinden würde.

Augenzeugenberichte Uni Amok Prag15.45

Schüsse an Schule in Schweden: „Wir rannten um unser Leben“

Die Schulleiterin Ingela Bäck Gustafsson berichtete in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehsender SVT, sie habe gerade Mittagspause gehabt, als Schüler an ihr vorbeigingen und riefen, man solle das Schulgelände verlassen. „Als ich auf dem Schulhof war, hörte ich Schüsse, ganz in der Nähe“, sagte Bäck Gustafsson. „Wir rannten um unser Leben.“

Die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich von der Schule fernzuhalten. Auf Fernsehbildern waren mehrere Polizeifahrzeuge und Krankenwagen zu sehen. Auf dem Campus befinden sich laut Medienberichten mehrere Bildungseinrichtungen für Erwachsene, in denen sowohl Hauptschul-, Gymnasial- und Sprachkurse als auch Berufsausbildungen absolviert werden können. Die Schülerinnen und Schüler wurden nach Polizeiangaben in Schulen in der Nähe und in der betroffenen Schule untergebracht. „Wir durchsuchen immer noch die Schule“, teilte die Polizei mit. Newsreportage Amok Alsterdorf 20.30

Ministerpräsident: „Schmerzlicher Tag für Schweden“

Am späten Nachmittag rückte die Polizei laut Medienberichten schwer bewaffnet zu einem Wohnhaus in Örebro aus. Nach übereinstimmenden Berichten könnte es sich dabei um die Wohnung des mutmaßlichen Täters handeln. Bilder der schwedischen Nachrichtenagentur TT zeigten, wie Polizisten ein Wohngebäude betraten.

Ministerpräsident Ulf Kristersson sagte in einer ersten Reaktion zu den Schüssen: „Meine Gedanken sind bei den Betroffenen und ihren Familien. Es ist ein sehr schmerzlicher Tag für ganz Schweden. Meine Gedanken sind auch bei all jenen, deren normaler Schulalltag durch das Grauen ersetzt wurde. In einem Klassenzimmer eingeschlossen zu sein und um sein Leben zu fürchten, ist ein Alptraum, den niemand erleben sollte.“ Die Regierung stehe in engem Kontakt mit der Polizei und verfolge die Entwicklungen genau. 

Kristersson gab am Abend eine Pressekonferenz. „Dies ist die schwerste Massenschießerei in Schwedens Geschichte“, sagte der Regierungschef. „Was nicht passieren darf, ist nun auch in Schweden geschehen.“ Vieles sei noch ungeklärt. „Es ist schwer, das ganze Ausmaß dessen zu begreifen, was heute geschehen ist – die Dunkelheit, die sich heute Nacht über Schweden senkt“. Kristersson sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und dankte allen Polizei- und Rettungskräften. „Meine Gedanken und die von ganz Schweden sind bei den Betroffenen und ihren Familien. Auch wir tragen ihren Schmerz.“ 

König Carl Gustaf XVI. bestürzt über Gewalttat

Schwedens König Carl Gustaf XVI. zeigte sich am Abend in einer Stellungnahme bestürzt über die Tat. „Mit Trauer und Bestürzung haben meine Familie und ich die Nachricht von der schrecklichen Gräueltat in Örebro erhalten. Wir sprechen den Familien und Freunden der Verstorbenen heute Abend unser Beileid aus. Unsere Gedanken sind in diesem Moment auch bei den Verletzten und ihren Familien und anderen Betroffenen“, hieß es in der Erklärung, die vom Königshaus verbreitet wurde.

„Meine Familie und ich möchten unsere tiefe Wertschätzung für die Polizei, die Rettungskräfte und das medizinische Personal zum Ausdruck bringen, die an diesem dunklen Tag intensiv daran gearbeitet haben, Menschenleben zu retten und zu sichern.“

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, drückte ihr Beileid auf der Online-Plattform X aus. „In dieser dunklen Stunde stehen wir an der Seite des schwedischen Volkes.“

Schweden hat in der Vergangenheit bereits Gewalttaten an Schulen und Bildungseinrichtungen erlebt, allerdings nicht in diesem Ausmaß wie in Örebro. Im Oktober 2015 starben vier Menschen nach einem Amoklauf in einer Schule in Trollhättan. Im März 2022 tötete ein 18-Jähriger zwei Lehrerinnen an einer Schule in Malmö.

Hinweis: Dieser Text wird laufend aktualisiert und um weitere Informationen und Reaktionen ergänzt.

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