In den 90ern gab es noch keine 253 TV-Programme, zwischen denen man wählen konnte. Die Sender bemühten sich deshalb um Sendungen, die möglichst allen Altersgruppen Spaß machten. 

Das Wochenende begann für Kinder der 90er Jahre früh. Sehr früh. Wir wussten genau, wann das Kinderprogramm begann, und warteten nicht darauf, dass unsere Eltern wach wurden, bis wir uns vor den Fernseher hockten und Zeichentrickserien mit Actionhelden oder kleinen Ponys schauten. 

Für heutige Eltern klingt das womöglich wie die absolute erzieherische Verwahrlosung. Allerdings konnten wir uns dafür wegen des mangelnden Angebotes unter der Woche nicht den ganzen Tag Kindersendungen ansehen. Sender wie KiKa oder SuperRTL kamen erst im späteren Verlauf der Dekade auf und brauchten noch, bis sie wirklich populär wurden.

Stattdessen gab es feste Termine, zu denen wir uns vor dem Röhrenfernseher einfanden. Dann auch meist mit unseren Eltern. Die schauten bereitwillig mit uns den „Disney Club“, die „Mini-Playback-Show“ und „Dingsda“. Und das deshalb, weil diese Shows populär genug waren, um auch Erwachsene zu unterhalten. Wir guckten dafür freiwillig zu, wenn „Herzblatt“, „Familienduell“ oder „Wie bitte?!“ liefen, auch wenn wir nicht alles verstanden. 

Shows der 90er sprachen alle Zuschauer an

Dazu kam, dass viele Showkonzepte noch völlig neu im deutschen Fernsehen waren. Nachmittags-Talkshows etwa – die gab es erst seit Hans Meisers gleichnamiger Sendung. Vieles fühlte sich noch neu an, man spürte, dass hier Dinge ausprobiert wurden. Kandidaten in Gameshows sahen noch so aus wie unsere Nachbarn und hatten keine Instagram-Accounts. Teilnehmer in Kuppelshows waren normale Menschen (auch ohne Instagram-Account). Das war irgendwie nett. Normale Menschen sind im heutigen Fernsehen selten geworden.

Fernsehshows waren damals tatsächlich noch dieses Lagerfeuer, um das sich die Nation scharte. Die Chance, dass man sich am nächsten Tag über bestimmte Skandale unterhalten konnte, weil alle Kollegen dieselbe Sendung gesehen hatten, war hoch. In gewisser Weise war es manchmal schön, nicht unendlich viel Auswahl zu haben. 

Unsere Fotostrecke macht diese Zeit für Sie noch einmal lebendig.