Das Sondervermögen hinterlasse der folgenden Generation erdrückende Schuldenberge, wettert die Opposition. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht zu investieren, wäre ruinös.

In jungen Familien ist die wirtschaftliche Lage oft angespannt. Das Haushaltseinkommen ist eher niedrig, Sparbücher und Depots noch weitgehend leer. Dennoch entschließen sich jedes Jahr Tausende Deutsche, ein Haus zu kaufen oder zu bauen. Dafür nehmen sie kolossal wirkende Kredite auf, 300.000, 400.000 Euro. Schierer Wahnsinn? Oder die richtige Entscheidung?

Ähnlich geht es momentan der Bundesrepublik. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, das Haushaltseinkommen knapp. Und jetzt will Schwarz-Rot ein 500 Milliarden Euro teures „Sondervermögen“ bilden, also Kredite aufnehmen, um später besser dazustehen. Eine gute Idee? Oder schierer Wahnsinn, weil es fahrlässig ist, künftigen Generationen einen gigantischen Schuldenberg zu hinterlassen?

Das Sondervermögen lässt alle am Ende besser dastehen 

Es ist eine gute Idee. Weil es eine volkswirtschaftlich kluge, unternehmerische Entscheidung ist. Das Sondervermögen dürfte sich sogar als wahrer Glücksfall für kommende Generationen erweisen. Vernünftig eingesetzt, werden unsere Kinder und Kindeskinder durch die Finanzspritze deutlich besser dastehen, als wir es heute tun. Es wird ihnen ergehen wie jungen Häuslebauern: Die verfügen laut Studien beim Eintritt ins Rentenalter über ein fünfmal höheres Nettovermögen als Altersgenossen in Miete. Auch beim Geldvermögen stehen sie besser da.

Warum also die ganze Aufregung? Leider verwechseln zu viele Leute Schulden und Investitionen, und der Boulevard bedient die Unwissenheit mit deftigen Schlagzeilen („historischer Schulden-Hammer“). Dabei gibt es zwischen Schulden und Investitionen einen gewaltigen Unterschied: Kredite, um zu konsumieren (um sich etwa fette Autos zuzulegen), können ruinieren. Investitionen (beispielsweise in Immobilien) mehren Wachstum und Wohlstand. 

Handwerker investieren geliehenes Geld, um innovativer zu sein, mehr Umsatz zu erzeugen, die Gewinne zu steigern, damit den Kredit zu tilgen und am Ende erfolgreicher zu sein. Würden Manager das nicht tun, wären Konzerne wie VW oder Thyssenkrupp längst Geschichte.

Es ist vernünftig, den Fetisch Schuldenbremse zu begraben

Deswegen ist es gut, dass die Union nicht mehr auf die FDP schielen muss und sich vom Fetisch Schuldenbremse verabschiedet hat. Was nutzt kommenden Generationen eine angeblich vernünftige, an Knauserigkeit grenzende niedrige Staatsverschuldung von 62 Prozent, wenn Straßen, Brücken, Bahn, Verwaltung und Industrie noch erbärmlicher dastehen als heute? Wenn der Zerfall so weit vorangeschritten ist, dass die Reparatur ein Vielfaches verschlingen würde?

„Die beste Gelegenheit, Kapital einzusetzen, ist, wenn es bergab geht“, hat der Investor Warren Buffet gesagt. Stur den sparsamen Musterschüler zu geben, wäre also ein Irrweg. Denn das hieße, Deutschland weitere Jahre kaputtzusparen. Der grüne Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte das erkannt. Das weiß auch die neue starke Frau der Grünen, die Volkswirtin Katharina Dröge. Und so langsam dämmert’s immer mehr Unionspolitikern.

Die Kredite sorgen für Multiplikatoreffekte

Das Sondervermögen bietet Chancen für eine bessere Zukunft. Es kann die Konjunktur beleben, Arbeitsplätze schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, die Infrastruktur modernisieren, unsere Volkswirtschaft insgesamt krisenfester machen. Es kann Multiplikatoreffekte auslösen, Wachstum und Wohlstand beschleunigen: Bessern sich Lage und Laune im Land, konsumieren die Menschen mehr, investieren Unternehmer mehr privates Kapital.

Wichtig ist, dass das Sondervermögen wirklich für „zusätzliche“ Investitionen verwendet wird, und nicht für konsumtive Wahlgeschenke verschwendet wird. Darauf muss nicht nur die Opposition achten, sondern auch die Jugendverbände der künftigen Regierungsparteien. Nur dann wird der Kredit Wirkung zeigen. Die Ökonomen des DIW Berlin sagen voraus, schon kommendes Jahr werde die Wirtschaftsleistung infolge des Investitionspakets um etwa ein Prozent höher ausfallen. Ab 2027 um mehr als zwei Prozent. 

Die Energiewende zeigt: Es ist gut, Geld in die Hand zu nehmen

Sicher, es ist unmöglich abzuschätzen, wie sich die deutsche Wirtschaftslage nach den zwölf Jahren Laufzeit des Sondervermögens darstellt. Es gibt zu viele externe Faktoren, die darauf Einfluss nehmen können, Kriege, Klimawandel oder eine Finanzkrise. Aber es gibt ein schönes Vorbild, wie positiv Investitionsbereitschaft wirken kann: die Energiewende. Seit der Jahrtausendwende sind viele Milliarden Euro in das Projekt geflossen, was Gegner von jeher lauthals bejammern. Doch für die heutige Generation zahlt sich das Investment aus: Deutschland hat nicht nur seine Klimaziele erreicht, es ist auch schneller als erwartet auf bestem Weg, sich aus eigener Kraft mit grüner Energie zu versorgen. Das ist die allerbeste Grundlage für den Wohlstand der Zukunft.

Übrigens: In repräsentativen Umfragen, bei denen auch junge Leute gehört werden, zeigt sich: Die Deutschen haben keine allzu große Angst vor dem „Schulden-Hammer“. Im Gegenteil: Fast zwei Drittel meinen, zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben müsse man mehr Schulden in Kauf nehmen. Sehr vernünftig, diese Deutschen.