Nach dem Fund von drei Toten in Weitefeld geht ein Kriminalpsychologe von einem schnellen Fahndungserfolg aus. Was sagt Rudolf Egg zu Gewalttaten in Dörfern?
Einen Tag nach dem Fund dreier toter Familienmitglieder im Westerwald kann sich der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg einen raschen Erfolg bei der Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter vorstellen. Das könnte eine Frage von nur sehr wenigen Tagen sein, sagte der Professor der Deutschen Presse-Agentur. Wenn es ein individueller „Verzweiflungstäter“ im familiären Umfeld gewesen sei, könne er vermutlich nicht im gleichen Maße wie zum Beispiel ein Mitglied der Organisierten Kriminalität auf Fluchtmöglichkeiten ins Ausland zurückgreifen.
Die Polizei schloss zunächst nicht aus, dass es auch mehr als einen Täter gegeben hatte. Allerdings deute vieles auf eine Tat im familiären Kontext hin. Am Sonntag hatte die Polizei in dem Dorf Weitefeld im nördlichen Rheinland-Pfalz nach einem Notruf am frühen Morgen die Leichen eines 47 Jahre alten Mannes, einer 44-jährigen Frau und eines 16-jährigen Jugendlichen gefunden. Als die Beamten eintrafen, floh laut einem Polizeisprecher eine Person, wohl ein Mann, zu Fuß vom Tatort. Die Fahndung nach ihm läuft weiterhin auf Hochtouren. Nahe Weitefeld gibt es große Waldgebiete.
Experte: Tödliche Gewalt mit familiärem Bezug auch in Dörfern
Der Kriminalpsychologe Egg sagte, anders als etwa schwere Drogenkriminalität, die sich beispielsweise an Bahnhöfen großer Städte konzentriere, komme es zu familiären Streitigkeiten mit tödlichem Ausgang auch immer wieder auf dem Land. „Die Leute sagen dann reflexhaft: „Das konnte ich mir bei uns gar nicht vorstellen““, erklärte der Wiesbadener Experte. „In einer zweiten Welle aber heißt es oft: „Die waren immer schon ein bisschen eigenartig“.“
Dass es sich in Weitefeld vermutlich um eine Tat mit familiärem Bezug gehandelt habe, sei für die fast 2.300 Einwohner des Dorfes bei aller Brutalität wohl etwas weniger belastend, als wenn noch ein Täter auf der Flucht sei und etwa „Kinder verschwinden“. Gleichwohl könne auch ein „Verzweiflungstäter“ im familiären Kontext bei seiner Entdeckung gefährlich werden, warnte Egg. Laut einem Polizeisprecher wird allerdings eher nicht davon ausgegangen, dass sich der oder die mutmaßlichen Täter der Gewalttat vom Sonntag sich noch innerhalb von Weitefeld mit besonders hohem Entdeckungsrisiko aufhalten.