Abenteurerin Camilla Hempleman-Adams hat eine riskante Reise durch Inuit-Gebiet unternommen. Angeblich als erste Frau – doch dagegen wehren sich die Ureinwohner.
Mehr als 240 Kilometer hat Camilla Hempleman-Adams zu Fuß und auf Skiern zurückgelegt, 13 Tage lang war sie unterwegs. Damit hat sie die Baffininsel, die fünfgrößte Insel der Welt, komplett durchquert. Die Insel gehört zum kanadischen Territorium Nunavut.
Auf ihrem Weg durch den Auyuittuq-Nationalpark musste die Britin mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad und eisigen Winden klarkommen. Doch Hempleman-Adams schaffte es bis ans Ziel, sogar einen Tag früher als geplant. Nun nimmt sie für sich in Anspruch, die erste Frau zu sein, welche die Insel allein durchquert hat – zum Ärger der Ureinwohner.
Inuit legen diese Strecken seit Generationen zurück
Denn die lokalen Inuit fühlen sich von dem Stolz der 31-Jährigen schwer beleidigt. Die Ureinwohnerin Gayle Uyagaqi Kabloona warf ihr in der BBC „Privilegiertheit und Ignoranz“ vor. Schließlich würde sein Volk diese Strecke schon seit Generationen zurücklegen.
Kabloona sprach von einer „gefährlichen kolonialistischen Einstellung“, die bei der britischen Abenteurerin deutlich werde. Dies sei ein weiterer Fall, in dem versucht werde, die Ureinwohner aus der Geschichte zu verdrängen. „Zu behaupten, in indigenem Gebiet ‚als Erster‘ etwas erreicht zu haben, ist beleidigend. Zeigt Respekt vor dem Land und den Menschen, die es für eure Abenteuer unberührt erhalten haben.“ Ihre Vorfahren hätten jedes Jahr eine Strecke von rund 300 Kilometern, um zu ihren Jagdgründen zu gelangen, erzählte Kabloona.
Abenteurerin verweist auf kanadische Behörde
Hempleman-Adams entschuldigte sich und betonte, sie wolle die Geschichte der Inuit nicht schmälern. „Ich habe großen Respekt vor dem Land, seinen Bewohnern und ihrem Erbe. Es tut mir leid, wenn meine Darstellung verletzt hat“, teilte sie mit. Camilla Hempleman-Adams ist die Tochter des britischen Unternehmers und Abenteurers David Kim Hempleman-Adams, der als erster Mensch die jeweils höchsten Berge aller Kontinente bestiegen sowie Nord- und Südpol erreicht hat.
Auf ihrer Website verweist die 31-Jährige darauf, dass laut der kanadischen Regierungsbehörde Parks Canada keine Aufzeichnungen darüber existieren, dass je eine Frau diese Strecke alleine zurückgelegt habe. Für Gayle Uyagaqi Kabloona ist das allerdings kein Argument: Diese Wanderungen seien für die Inuit so selbstverständlich, dass sie keine Dokumentationen darüber angelegt hätten.
Quellen: BBC, Website von Camilla Hempleman-Adams