Manche Rechtsextreme tragen ihre Gesinnung auf der Haut – in Form von einschlägigen Tattoos. Die Linke-Landtagsfraktion sieht rechtsextreme Tattoo-Studios als „Türöffner“ für die Szene.
Die Bedeutung von rechtsextremen Tattoo-Studios für die Neonaziszene in Thüringen wird nach Ansicht der Linke-Innenpolitikerin Katharina König-Preuss von der Landesregierung unterschätzt. „Tattoo-Studios, die von Neonazis betrieben oder genutzt werden, sind längst mehr als reine Gewerbebetriebe – sie entwickeln sich zu ideologischen Treffpunkten, in denen extrem rechte Ästhetik, Musik und Propaganda miteinander verschmelzen“, sagte die Landtagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur. Das Innenministerium sehe solche Studios häufig als ausschließlich gewerbliche Einrichtungen an.
Nach Angaben des Innenministeriums liegt die Anzahl der Tattoo-Studios im Freistaat, die von Rechtsextremen betrieben werden oder in denen sie angestellt sind, „im unteren zweistelligen Bereich“. In einer Antwort auf eine Anfrage von König-Preuss machte das Ministerium unter Verweis auf Datenschutzgründe keine genaueren Angaben. „Danach können Private nicht Objekt parlamentarischer Kontrolle sein“, heißt es in der Ministeriumsantwort.
Durch Tattoo-Studios Kontakt mit rechtsextremen Symbolen
Der Linke-Politikerin zufolge wirken Tattoo-Studios der Szene gerade in ländlichen Regionen oft wie ein Türöffner für junge Menschen, die dort erstmals mit rechtsextremer Symbolik oder Sprache in Berührung kämen. Derlei Zusammenhänge aber verkenne das Innenministerium, kritisierte sie. Dem Ministerium liegen dazu nach eigenen Angaben „keine Erkenntnisse“ vor. Allerdings verweist es auf einen Vorfall aus dem Sommer 2023, bei dem in einem Tattoo-Studio in Ostthüringen eine rechtsextremistische Feier durch die Polizei aufgelöst wurde.
König-Preuss sagte, sie sei entsetzt darüber, wie wenig die Bedeutung solcher Studios für die rechtsextreme Szene durch die Sicherheitsbehörden reflektiert werde. „Wer das als rein gewerbliche Betätigung abtut, verkennt das gezielte Vorgehen der extremen Rechten, sich über solche Lifestyle-Angebote gesellschaftlich zu verankern“, sagte sie. Solche Einrichtungen dürften sich nicht als Unternehmen wie alle anderen normalisieren.