Der Sycamore Gap Tree war ein beliebtes Fotomotiv und Drehort für „Robin Hood“, dann wurde er gefällt. Zwei Männern wird Sachbeschädigung in Höhe von 730.000 Euro vorgeworfen.

Im September 2023 ereignete sich in Großbritannien ein seltenes Verbrechen, das Wellen schlug. Ein Baum wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gefällt. Doch es war nicht irgendein Baum. Es war ein besonderer Bergahorn, den in England fast jede und jeder kennt: der „Sycamore Gap Tree“.

Nun stehen zwei Männer in Newcastle vor Gericht, 32 und 39 Jahre alt. Ihnen wird Sachbeschädigung im Wert von umgerechnet 730.000 vorgeworfen. Sie sollen den Baum mit einer Motorsäge gefällt haben – Motiv unklar. Beide wiesen die Vorwürfe zurück.

Der Baum war bei weitem nicht der größte oder älteste in Großbritannien. Doch mit seiner anmutigen Krone inmitten zweier Hügel galt er als Wahrzeichen. Er zog nicht nur Touristinnen und Touristen an, sondern auch die Menschen im Umkreis. „Wir sind immer noch am Boden zerstört“, sagt die Anwohnerin Catherine Cape dem Portal „Euronews„. „Ich kann nicht daran vorbeifahren. Ich mag es einfach nicht, diese Lücke zu sehen.“

Hollywoodfilm „Robin Hood“ hatte den Baum international bekannt gemacht

Der ikonische Stamm war 1991 auch Drehort von „Robin Hood – König der Diebe“. Der Hollywoodfilm mit Kevin Costner, Morgan Freeman und Alan Rickman hatte den Baum international bekannt gemacht. Danach erhielt er den Spitznamen „Robin-Hood-Baum“, obwohl er in Wirklichkeit rund 270 Kilometer vom Sherwood Forest entfernt stand.

„Robin Hood“-Regisseur Kevin Reynolds bezeichnete das Fällen des Baumes im September 2023 gar als Mord. Es sei „einer der idyllischsten Orte der Welt gewesen, und jetzt ist er weg, er wurde ermordet, und wofür?“ Auch Pärchen hielten sich gern in der schönen Landschaft auf, erlebten dort Heiratsanträge und erste Küsse. Andere verstreuten die Asche von verstorbenen Verwandten in der Gegend. 

Die Nationale Parkbehörde in Northumberland bezeichnete den Bergahorn als ihren „meistfotografierten Ort“, Ende 2016 wurde er zum englischen Baum des Jahres gekürt. Das liegt auch am historischen Kontext: Der Stamm stürzte auf den Hadrianswall, den die Römer im zweiten Jahrhundert nach Christus zum Schutz vor Angriffen aus dem Norden sowie zur Kontrolle von Handelswegen gebaut hatten.

Nun beginnt der Prozess gegen die beiden Tatverdächtigen. Sogar eine Haftstrafe stehe für die Männer im Raum, sagte die Anwältin Sarah Dodd „Euronews“. „Ich glaube nicht, dass in Großbritannien bisher jemand wegen illegaler Abholzung eines Baumes zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde“, so Dodd, die auf Baumrecht spezialisiert ist. „Das steht aufgrund der Schwere der Tat zur Debatte. Und mit Schwere meine ich den Wert und auch den Schock für die Nation.“

Doch der Baum hat trotz allem seine Spuren hinterlassen. Aus den Samen konnten Baumschulen des National Trust, einer britischen Nichtregierungsorganisation, Setzlinge gewinnen. Diese wurden im ganzen Land verschickt. Auch entdeckten Forschende im letzten August Ableger am Stumpf des Baumes. Man habe deshalb die „Hoffnung, dass der Baum weiterlebt“, schrieb der National Trust bei X.

Quellen:  „Euronews„, „BBC„, Northumberland Nationalpark