Sie waren gekommen, um Meister zu werden. In Leipzig drehen die Bayern einen 0:2-Rückstand und gehen mit 3:2 in Führung, doch dann kommt der späte Ausgleich.

Harry Kane war für seine erste Meisterparty bereit, stand dann nur noch fassungslos am Spielfeldrand. Der FC Bayern München verpasste durch das 3:3 (0:2) von RB Leipzig in der Nachspielzeit die vorzeitige Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga, muss nun auf einen Patzer von Titelverteidiger Bayer Leverkusen am Sonntag hoffen. 

Vor 47.800 Fans in der ausverkauften Leipziger Arena versetzte Benjamin Sesko (11. Minute) den Bayern nach einem Patzer von Torwart Jonas Urbig den ersten Nackenschlag. Lukas Klostermann (39.) erhöhte noch vor der Pause für die Gastgeber. Binnen nur einer Minute schlugen die Bayern durch Eric Dier (62.), Michael Olise (63.) zurück. Leroy Sané (83.) traf später zum umjubelten 3:2 für die Gäste. Aus dem Bayern-Block flogen schon Raketen – dann traf Yussuf Poulsen (90.+4) tief in der Nachspielzeit.

Eberl sagt Ibiza-Trip ab

Dass die 34. Meisterschaft für die Bayern nur noch eine Frage der Zeit ist, war vor dem Anpfiff nahezu klar. Dass die Münchner Profis allerdings vorsorglich einen Champions-Trip nach Ibiza per Privatjet buchten, ging der eigenen Clubführung dann doch ein wenig zu weit. Man will sich ja keine Arroganz vorwerfen lassen.

„Wir haben davon gehört, mit der Mannschaft gesprochen und das gestern ganz offen miteinander besprochen. Wir haben gesagt: Das gehört sich nicht, der Wettbewerb läuft noch. Die Mannschaft hat das verstanden, dementsprechend: keine Reise“, sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl unmittelbar vor dem Spiel bei Sky. „Dass die Idee kam, das ist in Ordnung, dass wir darüber gesprochen haben – noch besser.“

Richtig gut – zumindest für einige Fans – war auch die Gelb-Sperre von Harry Kane. So kamen ein paar bittende Anhänger auf der Leipziger VIP-Tribüne in den Genuss eines Selfies mit dem Stürmer-Star. Da lächelte Kane noch, gute zehn Minuten später schaute der Brite recht sparsam drein.

Klostermanns seltenes Glück

Nach einem Ballverlust von Olise schickte Xavi Simons Benjamin Sesko in Richtung Bayern-Tor. Etwa 25 Meter vor diesem stand der unentschlossene Jonas Urbig, der zu allem Unglück auch noch wegrutschte. Sesko zeigte seine ganze Technik, beförderte den Ball aus vollem Lauf und aus gut 30 Metern per Außenrist ins Tor. Wenig später hätte der Slowene nach einem Konter erhöhen können, doch sein Abschluss von der Strafraumgrenze geriet zu zentral.

Dafür sorgte der für Tore höchst unverdächtige Klostermann für seltene Ekstase. David Raum brachte einen Freistoß aus halblinker Position in den Bayern-Strafraum, Klostermann traf den perfekt mit dem Kopf und beförderte den Ball gegen die Laufrichtung von Urbig ins Tor.

Bayern fehlten trotz spielerischer Dominanz, die Leipzig allerdings auch zuließ, die richtig großen Chancen. Serge Gnabry kam der Sache im ersten Abschnitt noch am nächsten, doch sein Kopfball nach einer Ecke flog deutlichst über das Tor.

Bayern schlägt doppelt zu

Aleksandar Pavlovic (51.) machte es etwas besser, doch auch sein Kopfball war am Ende harmlos. Die Bayern wollten nun, Leipzig stemmte sich dagegen. Das Spiel wurde ruppiger, gewann an Fahrt. Noch gelang es Leipzig, in der Defensive kompakt zu stehen und alle Laufduelle mitzugehen. Allerdings verspielten die Sachsen schon häufiger in dieser Saison Führungen.

Allein, es fehlte den Bayern an herausgespielten Chancen. Joshua Kimmich (60.) versuchte es aus 20 Metern, doch der Ball flog klar drüber. Dann war Schluss für Thomas Müller, die Bayern-Ikone wurde durch Kingsley Coman (61.) ersetzt.

Direkt im Anschluss passte es dann – und zwar gleich doppelt. Zuerst stand Dier nach einer Olise-Ecke am kurzen Pfosten genau richtig. Direkt nach dem RB-Anstoß waren die Bayern wieder da, Gnabry bedient Olise, der mühelos ins lange Eck traf. Ausgerechnet der Ex-Leipziger Konrad Laimer (69.) hatte die komplette Wende auf dem Kopf, doch der Ball flog über das Tor. Coman (76.) tauchte völlig frei vor RB-Keeper Maarten Vandevoordt auf, legte sich dann aber den Ball zu weit vor.