Beim Untergang des Schiffes vor Sizilien kamen im letzten Sommer sieben Menschen ums Leben. Um die Katastrophe ranken sich viele Spekulationen – bis hinein ins Milieu der Geheimdienste.
Achteinhalb Monate nach dem Untergang der Luxusjacht „Bayesian“ vor Sizilien mit sieben Todesopfern ist mit deren Bergung begonnen worden. Das riesige Schiff, das vor der italienischen Mittelmeerinsel in etwa 50 Metern Tiefe liegt, soll bis Mitte Juni nach oben gebracht werden. Bei dem Manöver kommt auch ein schwimmender Kran zum Einsatz. Es gilt als extrem kompliziert. Die Kosten werden auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
Die als „unsinkbar“ deklarierte 56-Meter-Jacht war Mitte August vor dem kleinen Hafen Porticello während eines Unwetters in der Nacht untergegangen – innerhalb einer Viertelstunde nur. Die genauen Umstände sind noch unklar. Sieben Menschen kamen ums Leben: der britische Software-Milliardär Mike Lynch, dessen 18-jährige Tochter, zwei befreundete Paare und der Schiffskoch. Bis auf den Koch konnte sich die gesamte Besatzung retten. Insgesamt überlebten 15 Crewmitglieder und Gäste.
Viele Spekulationen um Unglücksursache
Von der Bergung erhofft sich die Staatsanwaltschaft Aufschluss, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Darüber gibt es jede Menge Spekulationen bis hin zu Verbindungen ins Geheimdienst-Milieu. Gegen den neuseeländischen Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder wird ermittelt. Ihnen wird zur Last gelegt, Wetter-Warnungen ignoriert und sich nur selbst in Sicherheit gebracht zu haben. Es geht aber auch um die Frage, ob die italienische Herstellerfirma Schuld am Untergang des 17 Jahre alten Schiffs trägt.
Die „Bayesian“ mit einem Gewicht von 473 Tonnen gehörte zu den größten Segeljachten weltweit. Aufnahmen von Unterwasserkameras zeigen, dass das untergegangene Schiff auf dem Meeresboden noch recht intakt auf der rechten Seite liegt. In den vergangenen Monaten hatten es Taucher bereits mehrfach untersucht. Jetzt soll es möglichst unversehrt zurück ans Tageslicht gebracht werden. Insgesamt sind etwa 70 Experten im Einsatz.
Mit Zeitplan bereits in Verzug
Die Bergung sollte eigentlich schon an Ostern beginnen, wurde aber mehrfach verschoben. So ist man mit dem Zeitplan jetzt schon in Verzug: Der ursprüngliche Termin für eine Bergung bis Mitte Mai ist nicht mehr zu halten. Die Hafenbehörden vermuten, dass die Aktion 20 bis 25 Arbeitstage dauern wird. Anschließend soll das Schiff in den Hafen von Termini Imerese nahe Palermo gebracht werden, wo auch die Staatsanwaltschaft ihren Sitz hat.
Die Kosten der Bergung übernimmt die Eigentümerfirma, die Lynchs Witwe gehört. Sie war ebenfalls auf dem Schiff und überlebte. Gebaut wurde die Jacht von der Werft Perini Navi, die später von der börsennotierten Sea Group übernommen wurde. Der 75 Meter hohe Mast der „Bayesian“ soll für immer im Wasser bleiben. Die Bergungsarbeiten finden etwa 900 Meter entfernt vom Ufer statt.
Medien: Tresore mit Geheimdokumenten an Bord
Der Software-Unternehmer Mike Lynch war mit dem Verkauf seiner Firma Autonomy an den Tech-Konzern Hewlett Packard (HP) zum Milliardär geworden. Daraus entwickelte sich ein jahrelanger Rechtsstreit, den der Brite schließlich gewann. Den Erfolg wollte er nach Medienberichten zusammen mit Familie und Freunden mit dem Urlaub auf dem Mittelmeer feiern, der dann so tragisch zu Ende ging.
Lynch hatte über eine andere seiner Firmen auch Verbindungen zu verschiedenen internationalen Geheimdiensten. Vor allem britische Zeitungen spekulieren, dass sich an Bord des Schiffes zwei Tresore befinden, in denen streng verschlüsselte Festplatten und Geheimpapiere liegen. Das Meer vor Porticello bleibt während der gesamten Bergungsarbeiten gesperrt. Das Baden und Tauchen ist ebenso verboten wie das Überfliegen mit Drohnen.