Mit einer Stellenanzeige suchen Parteien auf Wangerooge nach einem Kandidaten für den Rathaus-Chefsessel. Nun stapeln sich die Vorschläge. Es ist nicht die erste Bewerberflut, die die Insel erlebt.
Bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten mithilfe einer Stellenanzeige sind auf der ostfriesischen Insel Wangerooge mehr als 400 Bewerbungen eingegangen.
Die große Resonanz habe die Parteien CDU, SPD und Grüne aus dem Inselrat, die hinter der Aktion stecken überrascht, sagte Grünen-Ratsmitglied Peter Kuchenbuch-Hanken auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Die Leute, die wir gesucht haben, haben sich auch gemeldet.“ Die Parteien seien daher zuversichtlich, einen gemeinsamen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 17. August zu finden, hieß es.
Für die ungewöhnliche Kandidaten-Suche hatten die Parteien von Ende März an eine Stellenanzeige in Lokalzeitungen geschaltet. „Bei uns können Sie an verantwortlicher Stelle Zukunft gestalten“, hieß es in der Anzeige. In der Jobbeschreibung wurden unter anderem die verantwortliche Leitung der Gemeindeverwaltung, die Unterstützung bei Finanzen, Ordnungsamt und Personalwesen sowie repräsentative Aufgaben genannt. Nach Wunsch der Parteien sollte die Bewerberin oder der Bewerber für die Rathausspitze seinen künftigen Hauptwohnsitz auf Wangerooge haben.
Wie es mit den Bewerbungen nun weitergeht
Nun planen die Parteien laut einer gemeinsamen Mitteilung Bewerber erst zu Videokonferenzen und später zu Bewerbungsgesprächen auf die Insel einzuladen. Den Kandidaten oder die Kandidatin für das Bürgermeisteramt wollen SPD, CDU und Grüne dann gemeinsam unterstützen. Unabhängig davon sind auch Einzelkandidaturen das Amt möglich. Bevor die Anzeige geschaltet wurde, hatte sich so schon ein Kandidat für das Amt gemeldet.
Seit der letzte Bürgermeister im Herbst 2023 nach einem Streit mit dem Gemeinderat zurückgetreten war, ist das Amt auf der rund 1.100 Einwohner zählenden Nordseeinsel unbesetzt.
Auch auf Wangerooge sei der Fachkräftemangel zu spüren, teilten die drei Parteien in einer gemeinsamen Begründung der Stellenanzeige mit. „Neue Mitarbeiter mit Fachqualifikation im Verwaltungswesen für eine Insel zu finden, wenn dies nicht einmal am Festland gelingt, scheint dann schier unmöglich.“ Es fehle in der Gemeindeverwaltung jetzt schon an genügend Fachpersonal, um auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbilden zu dürfen, hieß es.
Suche per Anzeige hat schon einmal funktioniert
Mit öffentlichen Stellenanzeigen hat die Insel in letzter Zeit gute Erfahrungen gemacht. 2018 hatten die drei Parteien schon einmal mit Zeitungsannoncen nach geeigneten Kandidaten für das Bürgermeisteramt gesucht, nachdem der damalige Rathaus-Chef überraschend gestorben war. Mit Erfolg: Marcel Fangohr, der zwischenzeitlich Bürgermeister war, wurde auch mithilfe dieser Anzeige gefunden – damals gab es rund 40 bis 50 Bewerbungen.
Möglicherweise habe bei der neuen Kandidaten-Suche in diesem Frühjahr auch die Suche nach einem neuen Wangerooger Leuchtturmwärter im vergangenen Jahr geholfen, sagte Kuchenbuch-Hanken. Damals war ein Stellengesuch der Gemeinde im Internet viral gegangen und hatte der Insel bundesweit viel Aufmerksamkeit beschert.