Hakenkreuze, rechte Parolen und Symbole haben Unbekannte in Allstedt in Mansfeld-Südharz hinterlassen. Ein Foto-Projekt einer Freiluftausstellung, die gerade vorbereitet wird, ist auch beschädigt.
Mit Hakenkreuzen und rechten Parolen sind in Allstedt (Mansfeld-Südharz) diverse Häuserfassaden beschmiert worden – auch ein großformatiges Porträtbanner einer Kunstausstellung ist betroffen. Insgesamt 15 Fälle beschmierter Fassaden, darunter das Rathaus, eine Bushaltestelle und ein Verteilerkasten seien gezählt worden, so eine Polizeisprecherin in Halle.
Der oder die Täter seien bislang nicht bekannt und somit auch nicht der Hintergrund ihrer Taten. Es werde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung durch Graffiti ermittelt.
In Allstedt lässt die Kunststiftung Sachsen-Anhalt gerade eine große Freiluft-Kunstausstellung entstehen. Am kommenden Samstag soll sie eröffnet werden. Das großflächig beschmierte, etwa 18 mal 4 Meter große Porträtbanner gehört dazu. Es ist laut einer Sprecherin der Kunststiftung nicht mehr zu retten.
Das Banner solle neu gedruckt und aufgehängt werden. Ob das bis zur Eröffnung zu schaffen ist, sei unklar. Der Fotograf Matthias Ritzmann hatte weit mehr als 100 Allstedter und Allstedterinnen im Rahmen seines Kunstprojektes „All you can meet“ porträtiert. Die Werke wurden laut der Kunststiftung erst am Donnerstag angebracht.
Kulturminister Robra ist entsetzt
Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) sagte: „Ich bin zutiefst erschüttert über diesen feigen und menschenverachtenden Angriff auf unsere offene Gesellschaft, auf die Kunst und auf das friedliche Miteinander in Allstedt.“ Die Täter hätten nicht nur Eigentum beschädigt und Abbildungen von Mitmenschen aus Allstedt entstellt. Sie hätten auch versucht, Angst und Hass zu säen.
„Solche Taten sind ein Angriff auf unsere demokratischen Werte und werden von uns mit aller Entschlossenheit bekämpft“, sagte der Minister weiter. „Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt setzt mit dem Kunstparcours „Glühende Horizonte“ ein wichtiges Zeichen für kulturelle Teilhabe, Gemeinschaft und Dialog.
Dass ausgerechnet dieses Projekt zur Zielscheibe von vermutlich rechtsextremer Gewalt wird, macht deutlich, wie notwendig unsere kontinuierliche Arbeit für Demokratie, Toleranz und kulturelle Bildung ist.“
Kunststiftung: wurden in Allstedt herzlich empfangen
Die Direktorin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Manon Bursian, zeigte sich ebenfalls entsetzt. Sie betonte zugleich, wie offen die Menschen in Allstedt auf das Projekt reagiert hätten. „Wir wurden in Allstedt stets warm und besonders herzlich empfangen, vielfältig unterstützt und haben die Menschen in dieser Stadt als offen, freundlich und der zeitgenössischen Kunst in jeder Beziehung zugewandt erlebt.“ Bursian sagte weiter: „Wir bitten darum, Hinweise, die zur Aufklärung beitragen können, an die Polizei weiterzugeben und damit die Ermittlungen zu unterstützen.“
Der etwa einen Kilometer lange Kunstparcours „Glühende Horizonte“ verbindet Skulpturen, Installationen und Kunstvermittlungsaktionen, die Allstedt, einstige Wirkungsstätte des Theologen und Reformators Thomas Müntzer (1489-1525) in diesem Jahr zum Ort zeitgenössischer Kunst werden lassen.