Nach einer wahren Begebenheit erzählt dieser Krimi aus einem kleinen Ort in der Steiermark die Geschichte einer Entführung. Brutal, finster, aber auch sehr anrührend.

4 von 5 PunktenBei „Ohne jede Spur – Der Fall der Nathalie B.“ handelt es sich um einen fesselnden True-Crime-Thriller. 

Worum geht’s in diesem Donnerstagskrimi?

Nathalie Birli, überzeugend gespielt von Luise von Finckh, ist eine österreichische Radrennfahrerin, Triathletin – und ein Entführungsopfer. Sie ist junge Mutter, als sie sich zum ersten Mal eine Auszeit vom Stillen und Windelnwechseln nimmt und wieder aufs Rad steigt. Auf ihrer ersten Trainingsfahrt nach der Geburt wird sie von einem Autofahrer vom Rad gestoßen, misshandelt und entführt. Der Mann, der sich ihr in seinem Haus als „Ich bin Florian, 32 Jahre alt und mag Fische“ vorstellt, hat offensichtlich eine psychische Störung. Nathalie findet einen Weg, mit Florian (sehr authentisch gespielt von Dominic Marcus Singer) zu kommunizieren.

Wie wird man mit einem solchen Erlebnis fertig? Mit den Panikattacken, die einen überfallen, wenn man später auf dem Rad sitzt und plötzlich ein Autofahrer hinter einem Gas gibt? „Das Trauma ihrer Entführung wird Nathalie ein Leben lang begleiten“, heißt es im Abspann. Es wird jedoch nicht bestimmen, wer sie ist.“

Warum lohnt sich „Ohne jede Spur – Der Fall der Nathalie B.“?

In puncto Spannung sind True-Crime-Fälle kaum zu überbieten. In diesem Krimi werden alle Seiten beleuchtet: die des Täters, des Opfers, des Ehemannes, der Eltern, der Freunde und freiwilligen Helfer bei der Suche nach Nathalie. Die Rolle des Doofmanns in diesem Film, des Polizisten Kampfhammer, spielt Robert Stadlober glaubwürdig in einer Gastrolle. Das Online-Kartenspiel Solitär und das Lesen von Comics sind dem gelangweilten Beamten wichtiger als eine frühe Ermittlung. Er kommt erst in Fahrt, als er entdeckt, dass eine Beschwerde über einen aufdringlichen Autofahrer auch von einer anderen Triathletin polizeilich gemeldet worden ist. Das möchte er jedoch niemandem mitteilen, um später auch sicher die Lorbeeren zu ernten. Wenn der Fall nicht auf wahren Begebenheiten basieren würde, wäre das ein lustiger Fakt.

Was stört?

Nicht ein einziges Mal, selbst bei einer Brustmassage des Entführers mit seinem eigenen Kinderwaschlappen, äußert die Triathletin Brustschmerzen, obwohl sie ihr Baby seit Stunden nicht gestillt hat. Trotz eines zweigeschlechtlichen Duos der Drehbuchautoren Jonas Brand und Lia Perez. Das muss jede Mutter, die einmal gestillt hat, irritieren.

Die Kommissare?

Die Verfilmung des Falles spielt in dem 4000-Einwohner-Örtchen Kumberg in der Nähe von Graz. Neben dem verschlafenen Polizisten Kampfhammer versucht seine Kollegin Ivanovic (Claudia Kottal) ihr Bestes, bemüht sich um Vernetzung und unterstützt die freiwilligen Helfer. Von Teamplay ist hier nicht viel zu spüren.

Ein- oder ausschalten?

Der True-Crime-Krimi „Ohne jede Spur – Der Fall der Nathalie B.“ wurde bereits im Februar 2025 zum ersten Mal ausgestrahlt. Wer ihn verpasst hat, muss unbedingt einschalten. Frisch gebackene Mütter sollten allerdings besser eine andere Abendunterhaltung wählen.

„Ohne jede Spur – Der Fall der Nathalie B.“ läuft am 29. Mai um 20.15 Uhr in der ARD. Die Dokumentation zum Spielfilm „Das zweite Leben von Nathalie“ sehen Sie im Anschluss um 21.45 Uhr.