Toni H. wird nach der Gletscherkatastrophe im schweizerischen Blatten vermisst. Das Tragische: Der 64-Jährige war vor Jahren bereits Opfer eines Hochwassers geworden.

„Ich habe gesehen, wie er nach hinten gefahren ist, und ich wusste gleich, dass er nicht wiederkommt“. Mit diesen bitteren Worten beschreibt Anton Rieder, Landwirt aus Wiler, die vielleicht letzten Momente des vermissten Schafhalters Toni H., seines Kollegen und „guten Freundes“.

Wollte er seine Tiere beschützen?

Seit dem Gletscherabsturz im Schweizer Wallis ist der 64-jährige H. verschwunden. Die Kantonspolizei kann oder will dazu nicht viel sagen. Außer, dass er Schafe hatte und sich wohl um seine Tiere kümmern wollte, als der Berg ins Rutschen geriet. 

Örtliche Medien berichten, rund 100 weiße Alpenschafe sollen ihm gehört haben. Er „kannte sie wie andere ihre Kinder: jede Eigenart, jedes Hinken, jedes Blöken“, schreibt die Berner Zeitung „Der Bund“.

Die meisten, wenn nicht alle Tiere werden bei der Katastrophe ums Leben gekommen sein. „Sie befanden sich außerhalb des Evakuierungsgebiets auf Weiden rund um Blatten und wurden verschüttet“, zitieren die Schweizer TX-Medien einen Mitarbeiter des Regionalen Führungsstabs, dem Katastrophenschutz. Wie viele Tiere verloren gegangen sind, ist noch unklar. Der Ort galt eigentlich als sicher.

Ein Bergretter mit einem fünfköpfigen Team und drei Hunden hatte sich per Hubschrauber auf die Suche nach dem Schafhalter gemacht. Sie konnten aber keine Hinweise auf den Verbleib des 64-Jährigen finden. An der Stelle, wo der Schafhalter mutmaßlich hingegangen sei, liege nun ein bis zu 20 Meter hoher Schuttkegel, so die „Bild“-Zeitung. 

Jetzt beschäftigt sich die Walliser Staatsanwaltschaft mit dem Fall und den Fragen: Warum war der Stall nicht geräumt worden? Unter welchen Bedingungen durfte H. überhaupt zu seinen Tieren?

Das Dorf Blatten ist völlig zerstört

Vor drei Tagen war ein großer Teil des Birchgletschers im Süden der Schweiz abgebrochen. Rund drei Millionen Kubikmeter Gestein und Eis waren ins Tal und auf die Häuser im Dorf Blatten gestürzt. Der Ort war zuvor bereits evakuiert worden, er wurde durch das Gestein und die daraufhin aufgestauten Wassermassen völlig zerstört. Die Wucht des Erdrutsches hatte die Rettungskräfte überrascht, die Schlammmassen haben ein deutlich größeres Gebiet als ursprünglich angenommen zerstört.

Mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt. Behördenvertreter sagten, dass die Gefahr einer Flutwelle durch den hinter dem Schuttkegel aufgestauten Fluss Lonza abgenommen habe. „Die Lonza scheint ihren Weg gefunden zu haben“, sagte der Blattener Gemeindepräsident Matthias Bellwald. Auch seien weitere Bergstürze derzeit nicht zu erwarten.

Sein alter Stall wurde Opfer von Hochwasser

Die Behörden fordern Touristen und Schaulustige weiterhin auf, sich nicht ins Lötschental zu begeben. Auch die Aufräumarbeiten der rund neun Millionen Kubikmeter Geröll können weiterhin noch nicht beginnen: Die Trümmer, die zu etwa einem Drittel aus Eis bestehen, gelten als zu instabil, um Menschen und Bagger darauf zu lassen. Wegen dieser Gefahren wurde auch die Suche nach dem vermissten Landwirt bis auf Weiteres eingestellt.

Laut Bekannten sei Toni H. ein ruhiger, bescheidener Mann gewesen. „Mit einem weichen Blick, wenn er bei seinen Tieren stand“, wie die „Sonntagszeitung“ schreibt. Das Tragische: Schon vor einigen Jahren hatte er Ärger mit dem Fluss Lonza. Der sei damals über die Ufer getreten, bei dem Hochwasser war das Fundament seines Stalls unterspült und das Gebäude zerstört worden.

Quellen:Kantonspolizei Wallis, TX Medien, „20 Minuten„, „Bild„, „Sonntagszeitung„, „Schweizer Bauer