Anlässlich ihres 70. Geburtstags erinnern wir an ihren wohl berühmtesten Auftritt: Nina Hagen zeigte in einer österreichischen Talkshow 1979 Techniken zur Selbstbefriedigung.
Die Aufregung war groß, als Madonna 1990 auf ihrer „Blond Ambition“-Tour bei einer Nummer auf der Bühne Masturbation simulierte (hier ab Minuten 30:45). In Kanada drohte ihr die Festnahme, und sogar der Papst meldete sich zur Wort. Keine Frage: Die Provokation war der US-Sängerin gelungen. Doch die Geste kam elf Jahre zu spät, um dafür Originalität zu beanspruchen.
Denn bereits 1979 hatte die wenige Jahre zuvor aus der DDR in den Westen übergesiedelte Nina Hagen im österreichischen Fernsehen mit dieser Geste verstört. Die Punk-Sängerin war am 9. August zu Gast in der am späten Abend im zweiten Kanal des ORF ausgestrahlten Diskussionssendung. „Was ist los mit der Jugendkultur?“ war eigentlich das Thema der Sendung, in der Moderator Dieter Seefranz mit Schriftstellern, Dichtern, Schülern und einer Journalistin diskutierte.
Nina Hagen macht’s vor
Hagen, die ihren Freund, den niederländischen Gitarristen Ferdinand Karmelk, mitgebracht hatte, trug von Beginn an kaum Konstruktives zum Gespräch bei. Die Probleme der Jugend machte sie vor allem am weiblichen Geschlechtsverkehr fest. „Wenn wir auf unsere Mütter und Väter gehört hätten, hätten wir heute noch immer keinen Orgamsus“, erklärte die Sängerin der Runde. Der Einwand, das sei doch kein Problem der Jugendkultur, prallte an ihr ab.
Gegen Ende der Sendung demonstrierte sie dann, wie frau einen Orgasmus bekommt. Ihre Hose behielt sie an, aber ansonsten ließen ihre Gesten an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Nina Hagen demonstrierte vor laufender Kamera verschiedene Stellungen, wie Frauen über die direkte Stimulierung ihrer Klitoris einen Orgasmus bekommen können.
Damit hatte sie die Runde überrumpelt. Einige lachten, das Thema wurde jedoch schnell beigelegt, indem Hagen aufgefordert wurde, einen Song zu spielen. Doch da war es schon zu spät: In Österreich entbrannte eine wochenlang andauernde Diskussion über diese Sendung, es wurde sogar die Absetzung diskutiert. Dieter Seefranz zog schließlich die Konsequenzen und trat als Moderator des Club 2 zurück.
Nina Hagen überstand all das ohne Schaden. Im Gegenteil: Der freizügige Auftritt trug zu ihrem Image als Enfant terrible und Punk-Ikone weiter bei. So ist die Hagen auch Jahrzehnte später noch gern gesehener Gast, um Talkrunden aufzumischen. Und sie liefert: 2007 nervte sie in „Menschen bei Maischberger„ den Wissenschaftsjournalisten Joachim Bublath dermaßen, dass der entnervt aufgab und die Sendung verließ. Nina Hagen lachte nur: Die Frau, die am 11. März 70 wird, kann auch ohne Orgasmus Spaß haben.