Eine Oktobernacht 2024, ein Paar streitet sich. Dann wird der Mann überfahren und über 50 Meter mitgeschleift. Die Angeklagte sagt, sie habe ihm nicht töten wollen.

Fast sechs Monate nach dem Tod eines Mannes nach einem Beziehungsstreit hat am Landgericht Dessau-Roßlau der Prozess gegen seine Lebensgefährtin begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft der 47-jährigen Frau vor, den Mann mit einem Auto überfahren und dabei tödlich verletzt zu haben – mit mindestens bedingtem Tötungsvorsatz.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau teilte mit, dass die Angeklagte zum Prozessauftakt über ihren Verteidiger eine Erklärung verlesen ließ. Darin habe sie den Ablauf der Tatnacht im Wesentlichen bestätigt, den Vorwurf eines Tötungsvorsatzes jedoch zurückgewiesen. Sie habe den Mann nicht töten wollen. 

Eifersuchtszene als Auslöser?

Der Vorfall ereignete sich in der Nacht zum 27. Oktober 2024. Die beiden sollen zuvor einen Streit gehabt haben. Auslöser sei eine Betriebs-Weihnachtsfeier gewesen. Der Mann soll eine Eifersuchtsszene gemacht und ihr vorgeworfen haben, ihn nicht mitnehmen zu wollen. 

Sowohl der Mann als auch die Frau waren der Staatsanwaltschaft zufolge stark alkoholisiert: Bei ihm wurde ein Blutalkoholwert von 2,2 Promille festgestellt, bei ihr 1,5 Promille. Zusätzlich wurden Cannabinoide und Kokain bei beiden nachgewiesen.

Mann erstickt an Thoraxkompression

Als die Frau wegfahren wollte, soll sich der Mann auf die Motorhaube gesetzt haben. Die Angeklagte fuhr rund 45 Meter und hielt nach eigener Darstellung an, als sie bemerkte, dass ihr Lebensgefährte unter dem Wagen lag. Er habe gerufen, sie solle rückwärtsfahren, hieß es in der verlesenen Erklärung. Daraufhin fuhr sie demnach etwa sieben Meter rückwärts und wählte den Notruf.

Laut rechtsmedizinischem Gutachten starb der Mann an einer sogenannten Thoraxkompression, also an einem Zusammendrücken des Brustkorbs. Im weiteren Verlauf des Prozesses soll ein Gutachter klären, mit welcher Geschwindigkeit das Fahrzeug unterwegs war.

Der Angeklagten wird Totschlag, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr sowie Trunkenheit im Verkehr vorgeworfen. Für den Prozess sind weitere acht Termine bis Anfang Juni angesetzt.