Mehr Opfer rechter Angriffe hat der Verein „Zebra“ 2024 in Schleswig-Holstein erfasst. Dabei sind nicht nur Erwachsene betroffen. Auch der Anteil der Kinder und Jugendlichen ist hoch.
Nach Recherchen des Vereins „Zebra“ sind in Schleswig-Holstein 2024 so viele Menschen Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalttaten geworden wie nie seit Erhebung der Statistik der Organisation 2017. Im vergangenen Jahr wurden 164 Fälle erfasst, wie Berater Felix Fischer bei der Vorstellung des Monitorings des Vereins „Zebra – Zentrum für Betroffene rechter Angriffe“ sagte. Davon waren mindestens 263 Menschen betroffen. Im Vorjahr waren 136 Fälle registriert worden.
Der Anteil der betroffenen Kinder und Jugendlichen sei mit rund 20 Prozent besorgniserregend hoch. „Bei dieser aufgrund ihres Alters besonders vulnerablen Gruppe können auf Vorteilen beruhende Gewalt und Ausgrenzungserfahrungen enorme Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben“, führte Fischer aus.
Über drei Viertel der festgestellten Angriffe seien rassistisch motiviert gewesen. „Die zweitgrößte betroffene Gruppe sind politische Gegnerinnen und Gegner“, sagte Fischer. Dazu zählten etwa Engagierte gegen rechts, aber auch Amts- und Mandatsträgerinnen und -träger. Dabei sei die Anzahl im Jahr 2024 auf 23 gestiegen.
Insgesamt gab es die meisten dokumentierten Vorfälle laut des Beraters im Landkreis Pinneberg sowie in den Städten Kiel und Lübeck.
Angegriffene ziehen sich zurück
„Wiederholt nahmen Angreiferinnen und Angreifer in dem letzten Jahr im direkten Kontext der Angriffe positiven Bezug auf die AfD und ihr Erstarken“, sagte Joshua Vogel, Leiter der landesweiten Informations- und Dokumentationsstelle Antisemitismus (Lida SH). Ganz häufig sei zu sehen, dass sich Menschen, die angegriffen werden oder einer massiven Bedrohungssituation ausgesetzt sind, aus ihrem politischen Engagement gegen die extreme Rechte zurückziehen.
Zusätzlich werde die Verarbeitung für benachteiligte Personen durch strukturelle Hürden zu Unterstützungsmöglichkeiten deutlich erschwert. „Es fehlt beispielsweise an niedrigschwelliger Sprachmittlung für Besuche bei Ärztinnen oder Rechtsanwältinnen, Zugang zu Therapieangeboten oder ausreichend qualifiziertes Personal für die Unterstützung im Kontext anderer lebensweltlicher Probleme“, betonte Vogel.