Nicht immer sind Autofahrer bei Falschfahrten falsch abgebogen. Es gibt auch etliche Fälle, bei denen Fahrer bewusst wenden. Was Unfallforscher sagen.

Wenn Geisterfahrer auf Autobahnen Unfälle verursachen, enden sie meist schwer. „Das ist eine der gefährlichsten denkbaren Verkehrssituationen überhaupt: Man fährt mit einer hohen Geschwindigkeit und rechnet überhaupt nicht mit Gegenverkehr“, sagte die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im Gesamtverband der Versicherer, Kirstin Zeidler, der Deutschen Presse-Agentur. Leider gebe es bei solchen schweren Unfällen oft Tote. 

Zum Glück seien Unfälle durch Falschfahrten auf Autobahnen vergleichsweise selten, sagte Zeidler. Bundesweit komme es jährlich zu 1.500 bis 2.000 Falschfahrten auf Autobahnen, sagte Zeidler – das sind im Schnitt etwa vier bis fünf pro Tag. Der ADAC spricht von rund 1.800 Falschfahrer-Meldungen auf Autobahnen pro Jahr. 

Nach einer Auswertung des ADAC gab es 2021 in Rheinland-Pfalz 135 Meldungen über Falschfahrer. Man könne von einer ähnlichen Zahl auch in den vergangenen Jahren ausgehen, sagte ein Sprecher in München. 

Tödlicher Unfall in der Eifel

Am Wochenende hatte es in der Eifel auf der A60 bei Landscheid einen von einem Geisterfahrer verursachten Unfall gegeben, bei dem eine 23-Jährige getötet und drei Menschen verletzt wurden. Der Falschfahrer war mit einem mit drei Frauen besetzten Auto zusammengestoßen, die Fahrerin im anderen Auto starb. 

Ihre zwei 24 Jahre alten Mitfahrerinnen erlitten schwere Verletzungen. Der 23 Jahre alte Falschfahrer, ein US-Soldat der Air Base Spangdahlem, wurde leicht verletzt. Warum der Mann in falscher Richtung unterwegs war, war unklar. Die Ermittlungen laufen.

Oft ältere Menschen als Falschfahrer 

Eine Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer habe gezeigt, dass knapp die Hälfte der Falschfahrer älter als 65 Jahre alt war, rund 40 Prozent waren älter als 75 Jahre. „Das heißt also, es ist tatsächlich auch ein Phänomen, was bei Senioren, vorwiegend bei hochbetagten Senioren stattfindet“, sagte Zeidler.

In mehr als der Hälfte aller Fälle passierten Geisterfahrten durch falsches Einfahren an Anschlussstellen oder Raststätten. Meist handele es sich dabei um jene älteren Menschen. „Da spielt Verwirrtheit auch eine Rolle“, sagte Zeidler.

Häufig auch bewusstes Wenden auf Autobahn

In 46 Prozent der Fälle werde eine Falschfahrt aber bewusst und nicht versehentlich gemacht. So passiere ein Drittel durch Wendemanöver. „Das heißt, die Leute legen tatsächlich den Rückwärtsgang ein und wenden“, sagte die Expertin. Gründe seien eine verpasste Ausfahrt, ein Stau oder eine Polizeikontrolle, die man umgehen wolle. Hier seien die Fahrer meist jünger.

Nach Angaben des ADAC-Sprechers gingen manche Falschfahrten auch auf Mutproben zurück. Insgesamt gebe es noch zwei auffällige Gruppen mit einer Häufung von Fällen: Junge Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und auch ältere Fahrer, die durch Medikamente beeinträchtigt seien.

Stopp-Hände als Schilder seien nur bedingt sinnvoll, um Falschfahrer zu stoppen, sagte Zeidler. „Alle die bewusst wenden, erreicht man damit nicht.“ Die Unfallforschung der Versicherer setze daher auf technischen Lösungen im Fahrzeug. Denkbar sei ein Mechanismus im Auto, der es ausbremst, wenn es in die falsche Richtung fahre.

Wichtig seien auch Warnungen an Fahrer in der Umgebung des Geisterfahrers: Das könne über Smartphones oder Displays in den Fahrzeugen gehen. Wichtig sei, dass diese Fahrer sofort das Tempo drosselten und auf die rechte Fahrspur wechselten. „Die meisten Unfälle passieren in der richtigen Fahrtrichtung links.“