Internet per Satellit bringt für Verbraucher grundsätzlich viele Vorteile mit sich. Ein Überblick über das Geschehen im Orbit.

Wer auf dem Land wohnt, kennt das Problem: Wackelige Leitungen, lahmes Internet und keine Aussicht auf Besserung. Der Glasfaserausbau stockt vielerorts, 5G ist oft nur ein leeres Versprechen, und selbst in Großstädten sind stabile Videoanrufe manchmal Glückssache. Genau hier setzt ein neues Rennen im All an – mit dem Ziel, das Internet unabhängig von Kabeln und Mobilfunkmasten direkt vom Himmel zu liefern. Immer mehr Unternehmen schicken Satelliten ins All, um genau das zu ermöglichen: schnelles Internet für alle.

Die Idee klingt futuristisch, ist aber längst in der Umsetzung. Der bekannteste Anbieter ist SpaceX mit seinem Starlink-System. Wer möchte, kann sich bereits heute eine kleine Satellitenschüssel für den Garten oder Balkon bestellen. Die Verbindung ist stabil, schnell genug für Streaming und Homeoffice, und in vielen Gegenden sogar die beste Option. Preislich liegt der Dienst derzeit bei etwa 50 bis 100 Euro im Monat – vergleichbar mit einem Glasfaseranschluss, aber ganz ohne Bagger, Bauarbeiten oder jahrelange Wartezeiten.

Auch Amazon steigt mit dem Projekt „Kuiper“ in diesen Markt ein. Der Online-Riese will bis 2026 tausende Satelliten ins All bringen und damit ebenfalls Internet für ländliche Regionen und abgelegene Orte bereitstellen. Erste Starts und Tests liefen erfolgreich, der Dienststart für Endverbraucher ist für Ende 2025 geplant. Amazon könnte damit nicht nur eine neue Einnahmequelle erschließen, sondern auch seine bestehende Infrastruktur – vom Cloud-Geschäft bis zur Lieferlogistik – vernetzen.

Die globale Dimension dieses Wettlaufs zeigt sich auch daran, dass China mit dem Projekt GuoWang eine eigene Mega-Konstellation plant, wie etwa das Branchenportal „Golem“ berichtet. Mehr als 13.000 Satelliten sollen in den nächsten Jahren gestartet werden, teils zur zivilen, teils zur militärischen Nutzung. Russland verfolgt mit dem Sphere-Projekt ein ähnliches Ziel, hat jedoch mit massiven Verzögerungen zu kämpfen – auch bedingt durch internationale Sanktionen.

Und in Europa?

Auch Europa mischt mit: Die französisch-britische Firma Eutelsat-OneWeb will mit einem eigenen Netzwerk vor allem Unternehmen, Schulen, Hilfsorganisationen und Behörden versorgen. Für Privatkunden sind Angebote ebenfalls verfügbar – über Zwischenhändler wie SkyDSL, wo Pakete schon ab rund 17 Euro pro Monat starten. Die EU plant zudem mit „IRIS²“ ein gemeinsames Satellitenprojekt, das besonders sicher sein und europäische Datenströme schützen soll.

Der größte Vorteil: Wo Festnetzbetreiber den Ausbau scheuen und Mobilfunklöcher bleiben, bieten Satellitendienste eine echte Alternative. Anders als viele klassische Anbieter versprechen sie eine lückenlose Abdeckung – weltweit, unabhängig von der Bevölkerungsdichte. Besonders für Menschen in Randlagen, Pendler, Camper oder Selbstständige im Homeoffice kann das ein echter Gamechanger sein.

Im Vergleich zu herkömmlichen Internetanbietern zeigt sich Satelliteninternet dazu inzwischen auch erstaunlich wettbewerbsfähig. Während manche ländlichen Haushalte für 16 Mbit/s noch rund 40 Euro im Monat zahlen, bieten Starlink oder bald auch Kuiper bis zu 100 Mbit/s oder mehr – bei ähnlichem oder sogar niedrigerem Preisniveau. Allerdings sollte man bei der Nutzung bedenken, dass solche Angebote nicht alle Kundenschutzrechte des Telekommunikationsgesetzes beinhalten, worauf unter anderem die Verbraucherschutzzentrale hinweist.

Was heißt das für Verbraucher?

Kurz gesagt: Die Auswahl beim Internetzugang wird größer – und in vielen Fällen besser. Satelliteninternet ist heute keine Notlösung mehr, sondern eine ernstzunehmende Alternative zu DSL, Kabel oder LTE. Es ist schnell, flexibel und – im Vergleich zu veralteten Kupferleitungen – oft sogar günstiger. Wer in einer schlecht versorgten Region lebt, sollte die neuen Angebote im Blick behalten. Die erste Generation ist schon verfügbar, die nächste startet in wenigen Monaten.