Die Leidenschaft für die Jagd ist seit der Corona-Pandemie in Thüringen neu entfacht. Dabei streifen auch zunehmend mehr Frauen durch die Reviere. Was sind die Gründe dafür?

In Thüringen gehen immer mehr Frauen auf die Pirsch nach Wild. Der Frauenanteil unter den Jägern wachse seit 2021 stetig, sagte der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Thüringen, Frank Herrmann, der Deutschen Presse-Agentur. Im Verband seien derzeit mehr als 630 Frauen organisiert. Das seien rund neun Prozent der Verbandsmitglieder. Im Jahr 2021 seien es noch rund 490 aktive Jägerinnen gewesen, was einem Anteil von sieben Prozent entsprach. 

Doch nicht alle Jäger sind organisiert. Von den derzeit rund 13.000 Jägern im Freistaat seien schätzungsweise 1.200 weiblich. Thüringens Jäger hielten in Hermsdorf ihren Verbandstag ab, bei dem es unter anderem um Jagdeinschränkungen zu bestimmten Zeiten, aber auch um die neue EU-Bewertung des Wolfs ging.

Für das steigende Interesse von Frauen sieht Herrmann mehrere Gründe. „Während der Corona-Krise wurde die Natur in der Heimat wiederentdeckt und bewusster erlebt. Dieser Trend hält nach wie vor an.“ Zudem hätten sich während der Pandemie viele mit Hunden und Jagdhunderassen intensiver befasst und seien über die vierbeinigen Helfer zur Jagd gekommen. Das habe auch zu einer wachsenden Bereitschaft geführt, sich der Jägerprüfung zu stellen, sagte Herrmann. Allein im vergangenen Jahr hätten in Thüringen 54 Frauen den Weg zur Jagd gefunden.

Mehr als nur Schießen: Jäger als Naturschützer

Jagd ist deutlich mehr, als nur Wild zu töten“, betonte Herrmann. Es setze sich zunehmend das Bewusstsein durch, dass Jäger in erster Linie Naturschützer seien. Als Beispiele nannte Herrmann die Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod durch den Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras oder die Beteiligung von Jägern an Pflanzaktionen zur Wiederaufforstung des Waldes. Im Raum Sonneberg betrieben Jäger etwa die Pflege von Bergwiesen. 

Statistisch gesehen kommt in Thüringen nach Verbandsangaben ein Jäger auf 161 Einwohner. Damit liege der Freistaat in Ostdeutschland hinter Mecklenburg-Vorpommern (105 Einwohner) auf Platz zwei und bundesweit auf Platz vier. Das Durchschnittsalter der Jägerinnen in Thüringen betrage 46 Jahre und das der Jäger 57 Jahre.

Jäger für Wildruhezonen 

Beim Landesjägertag am Samstag machte der Präsident Ludwig Gunstheimer deutlich, dass die Jäger auf Wiederaufforstungsflächen dafür sorgten, dass das Wild reguliert wird und dadurch der Verbiss an jungen Bäumen zurückgeht. Es würden „wildartenspezifische Jagdmethoden“ angewendet. „Steigende Wildschäden durch falsche Bejagung wollen und müssen wir vermeiden“, erklärte er. 

Die Jäger sprachen sich aber auch für mehr Jagdruhe in den Revieren aus. Danach soll es beispielsweise keine Jagd nachts geben, Jagdeinschränkungen seien an Wildäsungsflächen vorzusehen ebenso wie Wildruhezonen als Rückzugsgebiete. 

In der in Thüringen kontrovers geführten Debatte um die Wolfsbestände verlangen die Jäger, dass der von der EU gesenkte Schutzstatus von Wölfen von „streng geschützt“ auf „geschützt“ in Deutschland umgesetzt wird. Wolfsrisse von Nutztieren seien allein mit Herdenschutzmaßnahmen und Herdenschutzhunden nicht zu verhindern, hieß es.