Groß, teuer, perfekt? Der Druck rund um die Hochzeit wächst. Viele Paare sparen jahrelang und verschulden sich trotzdem. Was Finanzexpertinnen und Hochzeitsplanerinnen raten.

Heiraten heißt längst nicht mehr nur Standesamt, Kaffee und Kuchen. Heute träumen viele Paare von Tauben, Blumenbögen und einem Sechs-Gänge-Menü. Die Hochzeit soll pompös sein. Doch Perfektion hat ihren Preis. Und der ist deutlich gestiegen.

Hochzeiten, die im Jahr 2019, also zum Vor-Pandemie-Niveau, noch mit rund 20.000 Euro realisierbar waren, kosten im Jahr 2025 eher 30.000 Euro. Diese Größenordnung nennt auch die Hochzeitsplanerin Sarah Linow, Gründerin von Luxury Wedding Berlin in einer aktuellen Mitteilung von Weltsparen, der deutschen Marke des Fintechs Raisin. Inzwischen sei eine Feier mit 120 bis 150 Gästen für 50.000 Euro eher die Regel als die Ausnahme, wie Linow bestätigt. Ein stolzes Budget. Trotzdem greifen viele Paare tief in die Tasche, um sich ihren großen Tag zu erfüllen und geraten dabei an ihre finanziellen Grenzen. 

Mit dem Anspruch wachsen auch die Extras: Neben einem DJ wird immer häufiger auch Live-Musik gebucht. „Videoaufnahmen, je nach Location auch mit einer Drohne, spielen eine immer größere Rolle“, sagt Linow. Auch die klassischen, oft unverzichtbaren, Kostenpunkte haben es in sich. Das zeigt der aktuelle Wedding Report von Bridebook. Besonders tief müssen Paare für Catering, Location, Brautkleid und Fotograf in die Tasche greifen. Beim Essen liegt der Durchschnittspreis bei rund 3.770 Euro, für das Brautkleid bei 1.600 Euro und für professionelle Fotos bei etwa 1.460 Euro. Auch Floristik, Deko und Musik summieren sich schnell. Je nach Gästeliste und Anspruch ist das Gesamtbudget dann weit vom Durchschnitt entfernt.

Sparen für den großen Tag

Um die Kosten zu stemmen, beginnen viele früh mit dem Sparen. Mehr als ein Viertel der Paare legt über drei Jahre hinweg Geld für die eigene Hochzeit zur Seite – das zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag von Raisin. Dabei kann es sinnvoll sein, sich frühzeitig mit passenden Sparformen auseinanderzusetzen. „Wer mehrere Jahre auf ein Ziel hin spart, sollte dafür ein gut verzinstes Tages- oder Festgeldkonto nutzen“, sagt Katharina Lüth, Chief Client Officer bei Raisin. Für ein Hochzeitsbudget von 20.000 Euro kämen bei 2,5  Prozent Zinsen innerhalb eines Jahres bereits 500 Euro Zinsen zusammen. Und das kann schon ausreichen, um beispielsweise Schuhe für Braut und Bräutigam zu finanzieren.

Alternativ können auch regelmäßige Rücklagen auf dem Girokonto helfen. Ein Großteil der Paare setzt außerdem darauf, dass die Familie bei den Kosten unterstützt, so „dass genug Geld zusammenkommt, um den Wunsch nach einer großen Feier möglich zu machen“, berichtet Hochzeitsplanerin Linow. Etwa 30  Prozent der Kosten werden laut Studie auf diesem Weg gedeckt.

Wenn die Gäste die Hochzeit mitfinanzieren

Ein oft fester Bestandteil der Finanzplanung sind auch die Geschenke der Gäste. „Heute ist es üblich, die Gäste nach Geld zu fragen, nicht nach Sach-Geschenken“, erklärt Renate Fritz, Inhaberin der Finanzberatung Frau & Geld. „Daher rechnen die Paare hoch, wie viel von allen ungefähr zusammenkommt, zuzüglich des Betrags, den das Brautpaar selbst ausgeben kann.“ Das ergibt dann das Gesamtbudget und bestimmt oft auch, wie viele Gäste sie einladen können. Paare mit begrenztem Budget entscheiden sich deshalb immer häufiger für exklusive Feiern im kleineren Kreis. Das zeigt auch die Raisin-Umfrage: 34 Prozent der Paare sparen zuerst bei der Gästezahl.

Doch wer weniger Gäste einlädt, spart zwar Kosten, verzichtet aber auch auf potenzielle Geldgeschenke. Laut Raisin schenken 85  Prozent der Gäste Bares, im Schnitt knapp 140 Euro pro Person. Besonders spendabel zeigen sich Gäste ab 60 Jahren: Jeder Vierte gibt mehr als 300 Euro. Die Mehrheit der Gäste richtet sich bei der Höhe nach Nähe und Beziehung zum Paar. 

Vom Altar zu roten Zahlen

Reichen Ersparnisse, Rücklagen und Geschenke nicht aus, muss ein Kredit her. Und diese Option nutzen viele. Fast die Hälfte der Befragten aus der Innofact Studie gibt an, sich für die Hochzeit verschuldet zu haben. Männer deutlich häufiger als Frauen. Einige greifen zum Dispokredit, andere leihen sich Geld bei Freunden. Keine gute Lösung, sagt auch Katharina Lüth. „Wer Schulden aufnimmt, zahlt drauf. Für unvorhergesehene Kosten ist der Dispositionskredit die falsche Wahl“, sagt sie. Eine Ratenzahlung oder ein sogenannter Konsumentenkredit, also ein klassischer Kredit mit festen Monatsraten, sei meist die bessere Lösung. Aber: „Es ist immer schlecht, wenn eine Ehe finanziell im Minus beginnt, besonders wenn sich mit dem ersten Nachwuchs gleich danach oft das Familienbudget verringert“, warnt Finanzberaterin Fritz.

Ihr Appell: weniger Perfektion, mehr Gelassenheit. Denn nicht selten stehe hinter dem Wunsch nach Perfektion auch ein gesellschaftlicher Druck, dem sich vor allem Frauen aussetzen. „Perfektion besonders in dieser Hochzeits-Uniformität ist doch auch langweilig. Mut und Improvisation sind unsere Stärken. Mehr davon, auch beim Thema Heirat!“